Donnerstag, 15. Mai 2008

Was die Krise von Bear Stearns lehrt

von Bernd Mikosch

Selbst Garantiezerfikate verlieren, wenn der Emittent pleite ist. Zertifikate-Inhaber müssen bei einer Schieflage des Emittenten um ihr Kapital fürchten. Hätte die Rettung der Bank nicht funktioniert, wäre der Imageschaden immens gewesen.

Die Rettung des angeschlagenen amerikanischen Brokers Bear Stearns lässt die Zertifikateanbieter durchatmen. Wäre die Bank in die Insolvenz geschlittert, hätten zwar nur wenige deutsche Privatanleger um ihr Geld bangen müssen - Bear Stearns hatte in Deutschland 2007 einen Marktanteil von weniger als 0,1 Prozent, gemessen am Börsenumsatz der Zertifikate. Der Imageschaden für die Branche aber wäre immens gewesen.

"Das Emittentenrisiko ist die Achillesferse der Zertifikate", sagt Holger Bosse, Derivateexperte der Deutschen Bank. Zertifikate sind Inhaberschuldverschreibungen. Anders als bei Fonds, die als Sondervermögen vor einer Pleite des Anbieters geschützt sind, müssen Zertifikate-Inhaber bei einer Schieflage des Emittenten um ihr Kapital fürchten.

"Der hilfreiche Aspekt der Krise ist, dass die Anleger jetzt verstärkt auf die Bonität des Emittenten achten werden", sagt Bosse. Die Anleger sind mit einem Schrecken davongekommen: JP Morgan tritt nach der Übernahme der Bank nun als Garant der Papiere auf.

Handelsaussetzung unvermeidbar

Die Angst vor einer Pleite ließ sich in den Tagen vor der Rettung an den Kursverlusten der Garantiezertifikate erkennen. Bei diesen Papieren bekommen die Anleger am Laufzeitende mindestens ihr Kapital zurück - vorausgesetzt, der Emittent ist zahlungsfähig. Genau daran waren bei Bear Stearns Zweifel laut geworden, was die Papiere in den Keller schickte.

Garantiezertifikate bestehen aus zwei Komponenten: einer Option auf den Basiswert - etwa den Goldkurs - und einer Nullkuponanleihe. Der Anleiheteil des Gold-Garantiezertifikats hatte so stark an Wert verloren, dass der steigende Goldkurs die Verluste nicht ausgleichen konnte. Für die Anleger kam es noch dicker: Ab 14. März stellte Bear Stearns keine Kurse mehr für die rund 350 Produkte in Deutschland.

"Die Handelsaussetzung war unvermeidbar", sagt Dirk Winkler, Managing Director von Bear Stearns in Frankfurt. "Eine ordnungsgemäße Preisfindung war kaum möglich." Die Banker wussten zum Beispiel nicht, welchen Wert sie für die Anleihen ansetzen sollten. Inzwischen hat die Ratingagentur Standard & Poor's den Broker von "BBB" auf "AA-" und damit auf das Niveau von JP Morgan hochgestuft. Mit dieser Bonität kann Bear Stearns seit 26. März wieder Kurse stellen.

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