30. November 2007 Die Finanzkrise hat die Rangfolge der weltgrößten Banken kräftig durcheinandergewirbelt. Noch vor einem Jahr war die Rangliste klar amerikanisch dominiert, die Banken Citigroup und Bank of America lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel der wertvollsten Bank der Welt. Deutlich dreistellige Milliardenwerte waren an der Börse gefragt, um vorne dabei zu sein. „Um in Europa ernsthaft mitspielen zu können, wird man künftig 100 Milliarden Euro Marktkapitalisierung benötigen“, sagte der Dresdner-Bank-Vorstandschef Herbert Walter noch Ende vergangenen Jahres.
Ein Jahr und eine Finanzkrise später stellt sich das Bild anders dar: Die Rangliste wird angeführt von den zwei chinesischen Banken Industrial & Commercial Bank und China Construction Bank; die amerikanische Citigroup ist derweil auf den sechsten Platz abgestürzt. Und die 100-Milliarden-Euro-Grenze überschreitet nur noch eine europäische Bank - die britische HSBC. Statt UBS und Royal Bank of Scotland mischen Banken wie die spanische Santander und die italienische Unicredit unter den ersten zehn mit.
„Die Bankenlandschaft wird durcheinandergewirbelt“
Fachleute rechnen damit, dass die Krise das Machtgefüge nachhaltig verschieben wird, indem die mit einem blauen Auge davongekommenen Banken ihre geschwächten Rivalen angreifen. „Die Bankenlandschaft wird derzeit durcheinandergewirbelt. Mittelfristig werden einige Banken die Chance für größere Zusammenschlüsse nützen - wahrscheinlich schon im kommenden Jahr“, sagt Edgar Klein, Partner der Unternehmensberatung Deloitte Consulting. Kurzfristig seien dagegen alle Übernahmepläne auf Eis gelegt worden, weil dazu immer noch das Vertrauen in die jeweils andere Bank fehlt. „Die Mehrzahl der Bankvorstände will derzeit kein Risiko eingehen“, sagt Klein.
Die in Sachen Marktkapitalisierung dominanten chinesischen und amerikanischen Banken haben die Europäer ohnehin nicht zu fürchten. Denn nicht nur die eigenen Probleme, sondern auch der schwache Dollar verhindern einen Sprung amerikanischer Häuser über den Atlantik. Stattdessen werden eher inländische Zusammenschlüsse angedacht, wie das angebliche Vorfühlen der Bank of America bei der Citigroup zeigt. Die chinesischen Institute, deren Börsenwert durch den dortigen Aktienmarktboom und den geringen Streubesitz aufgebläht sind, konzentrieren sich ohnehin auf die Heimatregion.
Konzert ohne deutsche Banken
Die derzeitige Rangliste ist nach Ansicht von Fachleuten nichts anderes als ein Zwischenstand. Denn auch für die Banken, die sich meist dank eines starken Privatkundengeschäfts erfolgreich durch die Turbulenzen manövriert haben, stehen schwierige Zeiten bevor. Die Eigenkapitalrenditen der europäischen Banken lagen in den vergangenen zwei Jahren mit im Schnitt fast 20 Prozent auf einem historischen Hoch. „Das wirtschaftliche Umfeld verändert sich. Damit sind die ungewöhnlich hohen Renditen in Zukunft nicht mehr zu halten“, sagt Niall Paul, Aktienmarktchef der britischen Fondsgesellschaft Morley. Er rechnet mit einem weiteren Kursverfall der Bankaktien. Mit der Bekanntgabe der Jahresabschlüsse könnte die Rangordnung also nochmals ordentlich durcheinandergewirbelt werden.
Die deutschen Banken spielen in diesem Konzert der Börsenriesen ohnehin nicht mit. Die Deutsche Bank, deren Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann sich schon vor längerer Zeit von dem Ziel verabschiedet hat, zu den zehn nach Marktkapitalisierung größten Banken der Welt zu gehören, ist zwar weitaus besser durch die Krise gekommen als viele Wettbewerber. Gleichwohl steckt sie auf Platz 26 in der Tabelle der wertvollsten Banken fest.
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