Freitag, 30. Mai 2008

Investoren entdecken Afrika

von Richard Haimann

Der Wirtschaftsboom in vielen Ländern stärkt die Immobiliennachfrage. Erste Investoren haben bereits die Aufbruchsignale registriert und investieren. Auch Staatsfonds sehen in Afrika mehr Chancen als Risiken.

Hunger, Aids, Bürgerkriege und Diktaturen - beim Gedanken an Afrika fallen vielen Menschen nur die Negativschlagzeilen ein. Solche kommen in diesen Tagen auch aus dem westlich geprägten Südafrika, wo Menschen Jagd auf Ausländer machen. Doch so wie einst der legendäre Urwaldforscher David Livingstone wagen sich inzwischen mutige Investoren auf den Kontinent - und entdecken hinter dem vermeintlich allgegenwärtigen Chaos die Chance auf hohe Renditen.

"In Afrika gibt es nicht nur Krisen", sagt Michael Haddock, Researchexperte bei CB Richard Ellis (CBRE). In Ländern wie Tansania und Uganda seien die politischen Strukturen stabil. Nigeria, der zwölftgrößte Erdölproduzent der Welt, hat 2006 als erster afrikanischer Staat seine Schulden beim Pariser Club getilgt. Bei der informellen Geberrunde der 19 reichsten Staaten der Welt hatte das Land zuvor mit 22 Mrd. Euro in der Kreide gestanden. "In Ghana wächst die Wirtschaft seit 2000 um fünf Prozent pro Jahr und stärkt die Kaufkraft der wachsenden Mittelschicht", nennt Jonathan Broll, Geschäftsführer der gleichnamigen südafrikanischen Beratungsgesellschaft, ein weiteres Positivbeispiel.

Aufbruchsignale registriert

Hellhörige Investoren haben bereits die Aufbruchsignale registriert, die von dem als verloren geltenden Kontinent kommen. Der auf aufstrebende Märkte spezialisierte britische Investor Actis hat in Ghanas Hauptstadt Accra für 21,7 Mio. Euro mit der 20.000 Quadratmeter großen Accra Mall das erste moderne Einkaufszentrum Westafrikas geschaffen. "In Nairobi und in Kampala in Uganda fließt erhebliches Kapital in die Entwicklung neuer Bürotürme", sagt Haddock. Das wachsende Interesse schlage sich in der Preisentwicklung nieder, so der CBRE-Experte. "In Kampala sind die Anfangsrenditen der Büroimmobilien in Toplagen seit 2006 von 13 auf 10 Prozent gefallen." Damit hat der Markt in der ugandischen Hauptstadt etwa südafrikanisches Niveau erreicht. Nach einer Studie von Colliers International werden Büroimmobilien in Durban derzeit zu Preisen gehandelt, die dem Käufer aus den Mieteinnahmen eine Anfangsrendite von 10,7 Prozent pro Jahr bescheren. In Kapstadt sind es 8,7 Prozent.

Zu den Vorreitern unter den Investoren zählen südafrikanische Gesellschaften wie JHI, die auf dem Kontinent bereits ein Immobilienportfolio im Wert von umgerechnet 2,6 Mrd. Euro gekauft hat. Inzwischen wächst die Zahl der Mitbewerber. "Immer mehr angelsächsische und asiatische Beteiligungsgesellschaften, die bislang nur in Aktien afrikanischer Unternehmen investierten, legen einen Teil ihres Kapitals nun direkt in Immobilien an", sagt JHI-Direktor Wayne Wright. Gesucht würden moderne Objekte in Toplagen in den Hauptstädten Angolas, Ghanas, Nigerias und Sambias.

Mehr Chancen als Risiken

Auch Staatsfonds sehen in Afrika mehr Chancen als Risiken. Allen voran Gigant Dubai World, dessen Jahresumsatz auf als 19 Mrd. Euro geschätzt wird. Die Investmentgesellschaft des gleichnamigen Scheichtums hat über ihre Tochter Dubai World Africa inzwischen für Hunderte Millionen Euro Luxushotels und Safari-Camps von Mosambik bis Marokko gekauft und plant weitere Investitionen in Benin, Gabun und Senegal. Vorstandschef Sultan Ahmed Bin Sulayem stellt den Staatsfonds als Entwicklungshelfer dar: "Wir wollen den Wert unseres Investmentportfolios steigern, indem wir das Wachstum auf dem afrikanischen Kontinent stärken und Tausende neuer Arbeitsplätze schaffen." Ähnlich präsentiert sich Emaar. Der mit 63,8 Mrd. Euro größte börsennotierte Projektentwickler des Nahen Ostens will in Ägypten und Marokko Apartments bauen, darunter Sozialwohnungen. Letztere würden vielleicht nur drei Prozent Rendite pro Jahr abwerfen, sagt Generaldirektor Mohammed Ali Alabbar. "Aber wir können nicht nur an den Profit denken, sondern müssen auch vor den Augen unserer Kinder bestehen können."

Unter deutschen Investoren ist das Interesse an Afrika noch gering. Kein offener oder geschlossener Fonds ist bislang in der Region investiert. Daran werde sich mittelfristig nichts ändern, sagt Thomas Gütle, Deutschlandchef der Londoner Immobiliengesellschaft Cordea Savills: "Die überwiegende Masse des Kapitals wird weiterhin in die großen Märkte Europas, Nordamerikas und Asiens fließen.

Afrikas Börsen profitieren vom Boom

Investition per Umweg

Kaum Angebot Es gibt keinen Fonds, der nur in afrikanische Immobilien investiert. Der Deka-Fonds Middle East & Africa (ISIN LU0271177593) hält immerhin auch Aktien von Rohstoff- und Finanzunternehmen aus Ägypten und Marokko, die von wachsenden Immobilienmärkten profitieren.

Alternative DWS bietet mit dem Zertifikat 3rd Wave Emerging Africa (ISIN DE000DWS0H98) die Möglichkeit, von der Kursentwicklung eines Spezialfonds zu profitieren, der auf Aktien afrikanischer Konzerne setzt. Der Projektentwickler Emaar (ISIN AE0005802576) ist an der Börse Dubai gelistet. Aktien können über jede Bank erworben werden.

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