Donnerstag, 5. Juni 2008

Moody's bedroht Bondversicherer

von Yasmin Osman (Frankfurt) und Sebastian Bräuer (New York)

Die Ratingagentur Moody's will den beiden größten US-Anleiheversicherern MBIA und Ambac ihre Top-Bonitätsnote entziehen und bringt die Unternehmen dadurch in existenzielle Bedrängnis. Auch europäische Banken bekommen ein Problem.

Moody's begründete die Ratingüberprüfung damit, dass die Verluste bei bestimmten Wertpapieren, die von beiden versichert wurden, höher ausfallen könnten als vermutet. Betroffen sind Wohnungsbaukredite und komplexe Finanzprodukte. Zudem hätten beide Versicherer Schwierigkeiten, sich an den Finanzmärkten Kapital zu beschaffen.

Eine Ratingherabstufung durch Moody's würde die prekäre Lage der Monoliner genannten Spezialversicherer verschärfen. Die Gesellschaften sichern gegen Gebühr Anleihen von Kommunen oder strukturierte Bonds ab. Das funktioniert beim sicheren Kommunalgeschäft nur mit Topratings. Doch die haben sie bereits bei Fitch, der kleinsten der drei wichtigen Agenturen verloren.

Die Aktie von Ambac stürzte am Mittwoch an der New Yorker Börse um 17 Prozent ab. MBIA verlor 15,8 Prozent.

Moody's rechnet damit, dass die Bondversicherer künftig nur noch "Aa"-Ratings haben werden, das wäre eine bis drei Stufen niedriger. Bei MBIA wäre sogar eine Degradierung in den A-Bereich möglich. MBIA hatte im ersten Quartal 2008 einen Verlust von 2,4 Mrd. $ gemeldet, bei Ambac waren es 1,7 Mrd. $. Ihr Neugeschäft lahmt, weil die Kommunen die verbliebenen gesunden Anbieter bevorzugen.

Eine Kapitalerhöhung und erst recht die Aufnahme von Fremdkapital wären derzeit schwierig. Die Risikoprämien für Kredite beider Unternehmen sind in den vergangenen Wochen drastisch gestiegen, da Anleger sie für hochriskant halten. Eine Herabstufung von Moody's würde ihre Lage zusätzlich verschärfen. Ein Problem wäre das auch für viele Banken, die ausfallgefährdete Wertpapiere besitzen, die von den Bondversicherern mit einer Garantie versehen wurden. Sinkt das Rating der Monoliner, zieht das auch die Noten der von ihnen garantierten Wertpapiere nach unten.

Davon wären europäische Banken womöglich stärker als US-Institute betroffen. Das schreiben Analysten der US-Investmentbank JP Morgan. "Wir glauben, dass europäische Banken nicht aggressiv genug ihre Monoline-Risiken korrigieren und die Abschreibungsquote von Merrill Lynch von 61 Prozent als Maßstab nehmen sollten", so JP Morgan. Die durch Monoliner drohenden Risiken seien um 4,8 Mrd. Euro gestiegen. Zusätzliche Abschreibungen erwarten die Analysten vor allem bei der Deutschen Bank, Credit Suisse und Société Générale.

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