Mittwoch, 15. April 2009

US-Banken träumen zu früh

Auf den ersten Blick sind die Zahlen von Goldman Sachs ein starkes Signal. Für die Branche aber sagen sie nicht viel aus - auch, weil sie bei näherem Hinsehen gar nichts so stark sind.

Es sind Zahlen wie diese, aus denen die Träume von einem Ende der Bankenkrise sind: 1,66 Mrd. $ hat Goldman Sachs im ersten Quartal verdient, die US-Großbank stemmt scheinbar spielend eine Kapitalerhöhung in einem Volumen von 5 Mrd. $ und fühlt sich sogar stark genug, 10 Mrd. $ Staatshilfe an das Finanzministerium zurückzuzahlen.

Für Goldman sind das angesichts des harten Marktumfelds auf den ersten Blick starke Zahlen. Für die Branche aber taugen sie nicht als Hoffnungsträger dafür, dass der Traum vom Krisenende bald wahr wird - zum einen, weil die Zahlen bei genauerem Hinsehen gar nicht mehr so stark sind. Und zum anderen, weil Goldman ohnehin nur begrenzt als Indikator für die Lage der gesamten Branche gelten kann.

Der Milliardengewinn im ersten Quartal basiert gleich auf mehreren Sonderfaktoren: Durch die Umstellung der Berichtsperiode wurde der Dezember, in dem die Bank rund 1 Mrd. $ Verlust einfuhr, gar nicht berücksichtigt. Der weitaus größte Teil des Gewinns ging zudem auf das Konto der Sparte Renten, Devisen und Rohstoffe, während die Erlöse im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung im Vorjahresvergleich deutlich absackten. Enorm profitiert hat Goldman auch von den spektakulär günstigen Refinanzierungsmöglichkeiten der US-Notenbank. Damit stellt sich die Frage, wie nachhaltig das Ergebnis ist, sobald die Fed, wie mehrfach angekündigt, die überschüssige Liquidität aus dem Markt zieht, wenn es mit der Wirtschaft bergauf geht. Kurz, für schöne Träume ist es selbst für Goldman noch zu früh.

Dafür könnte das Vorpreschen von Goldman Sachs bei der Rückzahlung der Staatsmilliarden für manch einen Konkurrenten sogar zum Albtraum werden. Auch wenn es für die Wall-Street-Bank vollkommen rational ist, ihre augenblickliche relative Stärke zu nutzen, um den Staat herauszukaufen - schwächere Konkurrenten, von denen es ohne Zweifel viele gibt, bringt Goldman damit gehörig in Bedrängnis.

Selbst die US-Regierung erwartet auf Basis der laufenden Stresstests für Großbanken, dass manche Institute weitere Hilfen benötigen. Da man unterstellen kann, dass alle Bankchefs den Staat lieber früher als später loswerden wollen, müssen Investoren davon ausgehen: Wer die Milliarden nicht bald zurückzahlt, dem fehlt schlicht das Geld. Vertrauen am Markt stellt man so nicht her.

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