Montag, 13. April 2009

Ist das Ende der Bankenkrise gekommen?

Wells Fargo hat trotz weiterer Abschreibungen einen Quartalsgewinn von drei Mrd. Dollar angekündigt. Das ist ermutigend. Mit dem möglichen Ende der Bankenkrise ist die schlimmste Rezession seit Jahrzehnten aber noch lange nicht ausgestanden.

HB SAN FRANCISCO. Wells Fargo hat dem
Bankensektor eine schöne Osterüberraschung bereitet. Die in San Francisco ansässige Firma hat einen ersten Einblick in ihre Erstquartalsergebnisse gegeben - und geht davon aus, einen üppigen Gewinn von drei Mrd. Dollar ausweisen zu können. Das verleiht den Behauptungen mehrerer Banken größeres Gewicht, ihr Geschäft sei zu Jahresbeginn gut verlaufen. Ja, gar die Aussicht auf eine Bewältigung der Bankenkrise rückt so verheißungsvoll ins Blickfeld - deren Ende auszurufen, bisher ein schmerzhafter Akt der Vergeblichkeit gewesen ist. Doch selbst wenn die Bankenkrise vorbei sein sollte - die schlimmste Rezession seit Jahrzehnten ist es noch lange nicht. Und sie wird den Finanzinstituten weiteres Ungemach bereiten.

Einige der Ergebnisse von Wells Fargo sind mit Sicherheit ermutigend. Der
Bereich Hypothekendarlehen hat sich gut entwickelt, es wurden neue Kredite über 100 Mrd. Dollar vergeben und das anstehende Neugeschäft ist um 41 Prozent gestiegen. Das sind positive Vorzeichen auch für die Bank of America,
Citigroup und JPMorgan. Sie haben dazu beigetragen, dass Wells trotz weiterer
Abschreibungen und Aufwandsposten von etwa acht Mrd. Dollar einen Gewinn verbuchen konnte.

Doch Wells Fargo verfügt, anders als einige ihrer Konkurrenten, über eine Reihe
von eingebauten Vorteilen. Zunächst einmal hat es ihr der Kauf von Wachovia
ermöglicht, 37 Mrd. Dollar an Abschreibungen in eine frühe Phase zu verlegen. Zudem erfreute sich Wells Fargo in den vergangenen Jahren einer üppigen
Nettozinsspanne von knapp unter fünf Prozent; das sind rund zwei Prozentpunkte mehr, als ihre Konkurrenten, und auch Wachovia, vorweisen konnten. Trotz der
Verwässerung durch diese neue Akquisition belief sich die Nettozinsspanne von Wells Fargo im jüngsten Quartal immer noch auf 4,1 Prozent. Niedrige Kosten
für die Mittelaufnahme und etwas höhere Kreditvergabesätze könnten auch die Kreditmargen der anderen Finanzinstitute in diesem Quartal nach oben drücken, aber die von Wells Fargo sieht nachhaltiger aus.

Darüber hinaus ist das Kapitalmarktgeschäft von Wells Fargo, das die Bank zum
größten Teil von Wachovia geerbt hat, im Vergleich zu seinen drei Hauptrivalen
klein. Und Bemerkungen unter anderen von Jamie Dimon, dem Chef von JPMorgan, lassen darauf schließen, dass der März für die Wall Street nicht sehr erfolgreich verlaufen ist. Die Entwicklung der Banken, die stark im Handel und bei Kapitalerhöhungen involviert sind, könnte daher in diesem Monat gelitten haben.

Und auch Wells Fargo selbst ist noch nicht ganz auf der sicheren Seite: Das
Institut verfügt immer noch über ein großes Hypothekenportfolio, das in Gefahr gerät, wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt. Und die größte Unbekannte besteht darin, was passiert, wenn die US-Regierung ihre Belastungstests der 19 größten Banken der USA abgeschlossen hat. Wenn dann höhere Kapitalquoten verhängt werden, dann könnte die Kennzahl, die Wells Fargo im
ersten Quartal präsentiert hat, vielleicht nicht ausreichen - das Verhältnis des Stammkapitals der Bank zu den um immaterielle Vermögenswerte reduzierten Aktiva liegt jetzt nur knapp über den drei Prozent, die derzeit allgemein als angemessene Schwelle gelten.

Aber dass es Wells Fargo mitten in der Rezession gelungen ist, einen derart
großen Gewinn zu schreiben, sollte die Investoren etwas trösten. Und sei es nur, sie auf den Gedanken zu bringen, dass im Finanzsektor vielleicht nicht alles nur in Düsternis und Verzweiflung getaucht ist.

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